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Rübenzystennematode | Schädlinge in Zuckerrüben

Rübenzystennematode SCHMIDT
Heterodera schachtii

Schadbild
Befallene Pflanzen reagieren etwa ab Juni bei warmem Wetter mit Welkesymptomen, wobei besonders ältere Blätter völlig schlaff auf dem Boden liegen. Die Symptome treten nesterweise auf. Der Rübenkörper bleibt klein, er verzweigt sich („Beinigkeit“) und zeigt einen Wurzelbart. Eine sichere Diagnose ist nur durch den Nachweis der etwa stecknadelkopfgroßen, weißen Weibchen möglich, die im Sommer an den Wurzeln zu finden sind.

Biologie des Schädlings
In seiner Dauerform, der mit Eiern bzw. Larven gefüllten Zyste, kann der Nematode im Boden jahrelang überleben. „Reife“ Zysten sind mit Eiern gefüllt, die sich nicht mehr im embryonalen Zustand befinden, sondern Larven enthalten, die sich bereits einmal gehäutet haben. Diese Larven verharren so lange in einem Ruhezustand, bis sie durch äußere Einflüsse zum Schlüpfen aktiviert werden. Dazu führen im Boden besonders Wurzelausscheidungen von Wirtspflanzen. Unter Feldbedingungen ruht die Entwicklung im Winter, und erst etwa ab April setzt das aktive Leben wieder ein.

Die Larven wandern zu jungen, wachsenden Wurzeln und dringen in das Pflanzengewebe ein. Sie setzen sich dort fest und entwickeln sich nach dreimaliger Häutung zu Männchen und Weibchen. Während die Männchen wurmförmig und beweglich sind, haben die Weibchen Zitronenform und sitzen an der Wurzel fest. Ein Weibchen produziert etwa 200 - 500 Eier, die nicht nach außen abgelegt werden, sondern im Körperinneren bleiben.

Nach dem Absterben des Weibchens färbt sich dessen Außenhaut braun und verhärtet und wird jetzt Zyste genannt.  H. schachtii unterliegt keiner Diapause. Aus den ausgereiften Eiern können deshalb sofort Larven schlüpfen und erneut infizieren. Unter günstigen Bedingungen wird der gesamte Entwicklungszyklus in fünf bis sechs Wochen durchlaufen. In Deutschland ist an Zuckerrüben in einer Vegetationsperiode mit zwei bis drei Generationen zu rechnen.

Der Rübennematode befällt bevorzugt Pflanzen aus den Familien der Chenopodiaceen und der Kruziferen, wie z. B. Zucker- und Futterrüben, Spinat, Raps, Rübsen, alle Kohlarten, Ölrettich und Senf.


Verbreitung
H. schachtii ist in Europa und auch auf den anderen Kontinenten weit verbreitet. Hohe Populationsdichten werden aber fast nur in Regionen mit intensivem Zuckerrübenanbau beobachtet, wo Wirtspflanzen alle drei bis vier Jahre oder häufiger kultiviert werden.


Bedeutung

H. schachtii ist einer der gefährlichsten Schädlinge der Zuckerrübe. Ertagsverluste bis zu 45 % und mehr sind möglich.

 

Bekämpfung

Heute ist zur Bekämpfung des Rübennematoden kein Nematizid mehr zugelassen. Die wesentliche Stütze bei der Abwehr des Schädlings sind resistente Zwischenfrüchte von Ölrettich und Weißem Senf. Der Bekämpfungserfolg kann unter optimalen Bedingungen bis zu 90 % betragen.


Vorbeugend sollten die Wirtspflanzen (Gänsefuß- und Kreuzblütlerarten) innerhalb der Rotation ausgeschlossen werden. Zuckerrüben sollten möglichst nur jedes 4. Jahr auf demselben Schlag angebaut werden.

Eine weitere Alternative stellt die Nematodenbekämpfung durch resistente Zuckerrübensorten dar. Deren Anbau ist jedoch erst sinnvoll ab einer Besatzdichte von mindestens 800 Eiern und Larven je 100 ml Boden, da bei geringerem Nematodenbefall die resistenten Sorten einen Minderertrag gegenüber konventionellen Sorten zeigen.


Anmerkungen
Rübenzystennematoden wurden zuerst von SCHACHT im Jahre 1859 als kleine, weiße Pünktchen an Wurzeln kranker Rübenpflanzen beobachtet. Erst 1871 erfolgte durch SCHMIDT eine taxonomische Beschreibung. SCHMIDT wählte wegen der unterschiedlichen Entwicklung von Männchen und Weibchen den Gattungsnamen Heterodera und nannte die Art nach ihrem Entdecker Heterodera schachtii.

Entwicklungszyklus des Rübennematoden
Entwicklungszyklus des Rübennematoden

Rübenzystennematode Zysten Seitenwurzeln
Weißbraune, zitronenförmige Zysten an den Seitenwurzeln der Zuckerrübe (c) KWS SAAT AG


Zuckerrüben die von Nematoden befallen werden bleiben in der Entwicklung zurück; die Folgen sind hohe Ertragseinbußen (Bildquelle: Syngenta)

Starker Nematodenbefall Zuckerrübenwurzel
Starker Nematodenbefall führt infolge der Beeinträchtigung der Wurzeln insbesondere bei großer Hitze zu Welkeerscheinungen (c) Syngenta

Rübenkopfälchen | Schädlinge in Zuckerrüben
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