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Weizenverzwergungsvirus

Weizenverzwergungsvirus

Wheat dwarf virus (WDV)

Schadbild
In einem frühen Entwicklungsstadium infizierte Pflanzen wirken buschig und gedrungen (Verzwergung). Die stärkste Entwicklungsstörung weisen Pflanzen auf, deren Befall bereits im Ein- bis Zweiblattstadium stattfindet. So führt eine frühzeitige Infektion von Wintergerste im Herbst zu einer starken Schwächung der Pflanze, weshalb diese in der Regel im Verlauf des Winters absterben. Eine Infektion der Pflanzen im Frühjahr äußert sich in einer Verkürzung der Internodien und der Ähren. Häufig bleiben diese ganz oder teilweise in den Blattscheiden stecken. Werden noch Körner entwickelt, sind diese von minderwertiger Qualität. Sie sind vertrocknet, geschrumpft und teilweise nicht keimfähig.

Merkmale des Schaderregers
Das WDV wird der Gattung Mastrevirus zugeordnet. Die WDV-Partikeln sind 30 nm lang, der Durchmesser beträgt 18 nm. Das WDV kommt in zwei Stämmen, dem Gersten- und dem Weizenstamm, vor. Der Gerstenstamm befällt Wintergerste und Hafer und der Weizenstamm Winterweizen und Triticale.

Übertragungswege
Das WDV kann nur mit Hilfe der Zwergzikade Psammotettix alienus Pflanzen infizieren. Kurze Akquistitions-und Abgabesaugzeiten von wenigen Minuten sowie eine Persistenz im Vektor über einen Zeitraum von mehreren Tagen bis Wochen sprechen dafür, dass es sich um ein semipersistentes Virus handelt. Zum Wirtskreis des WDV zählen ausschließlich Vertreter der Poaceae. Von den Getreidearten werden neben Weizen, Gerste auch Roggen, Hafer und Triticale infiziert. Darüber hinaus werden auch Gräser wie u.a. Bromus-Arten, Flughafer und Weidelgräser befallen.


Verbreitung

Das WDV wurde Anfang der 60er Jahre in der ehemaligen Tschechoslowakei beschrieben. Der Nachweis des WDV erfolgte schließlich auch in weiteren Ländern, z.B. in der Ukraine 1965 und Rumänien 1970. Seit den 80er Jahren wurde WDV in Bulgarien, Ungarn und Italien diagnostiziert. In Deutschland wurde das WDV erstmalig Anfang der 90er Jahre in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Bayern, Thüringen, Niedersachsen und Hessen nachgewiesen.


Bedeutung

Die Wintergerste ist wegen des frühen Aussaattermins gefährdeter als der Weizen. Das Virus kann hohe Ertragsverluste verursachen, je nach Zeitpunkt der Infektion können diese 35 % bis 90 % betragen.


Bekämpfung
Wichtige Maßnahmen sind:

- um einer starken Durchseuchung des Wintergetreides mit WDV im Herbst entgegenzuwirken, sollte eine Fühsaat möglichst vermieden werden

- es sollte eine rechtzeitige und gründliche Beseitigung des Ausfallgetreides (Virusreservoir) durchgeführt werden

- eine Bekämpfung des Vektors ist mit den gegenwärtig zur Verfügung stehenden Insektiziden zwar wenig aussichtsreich, aber Teilerfoge sind möglich

- Ackerrandstreifenpflege, denn infizierte Gräser auf Randflächen stellen ein beachtliches Infektionspotenzial dar

Grundsätzlich ist die Züchtung resistenter bzw. toleranter Sorten der einzig gangbare Weg, um das Virus unter Kontrolle zu bekommen.

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