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Traubenwickler | Weinschädlinge

Traubenwickler
Eupoecilia ambiguella HÜBNER
Lobesia botrana DENIS & SCHIFFERMÜLLER

Die beiden europäischen Traubenwicklerarten, Einbindiger Traubenwickler (Eupoecilia ambiguella HÜBNER) und Bekreuzter Traubenwickler (Lobesia botrana DENIS & SCHIFFERMÜLLER) gelten als die wichtigsten tierischen Schadorganismen in Europas Weinbergen.


Schadbild
Im Frühjahr fressen die Raupen der 1. Generation an den jungen Blütenanlagen. Die Raupen verspinnen sich in den Gescheinen, so kommt es durch zusammengesponnene Blütenanlagen zu Gespinstnestern, die gut zu erkennen sind. Im Sommer bohren sich die Raupen der 2. Generation in die reifenden Beeren. Die befallenen Beeren werden von Pilzen, vor allem Botrytis cinerea besiedelt.
 
Biologie der Schädlinge
Beiden Traubenwicklerarten ist gemeinsam, dass sie in Deutschland in der Regel zwei Generationen durchlaufen. Die erste Larvengeneration wird im Weinbau als „Heuwurm“, die zweite und wirtschaftlich bedeutendste als „Sauerwurm“ bezeichnet. „Heuwurm“, weil die erste Larvengeneration oft mit dem Zeitpunkt der Heuernte zusammenfällt, „Sauerwurm“, weil als Folge der Schädigung der Trauben durch Raupenfraß Botrytis cinerea auftreten kann.

Der Bekreuzte Traubenwickler ist dämmerungs- und nachtaktiv. Ein Flug findet im Temperaturbereich von 14 °C bis 31 °C statt und endet meist nach Mitternacht. 2 - 3 Tage nach der Paarung, welche in den Abend- und frühen Nachtstunden stattfindet, legen die Weibchen zwischen 40 - 60 Eier an Blüten (1. Generation) oder Fruchtstände (2. Generation) der Rebe. Nach der Eiablage schlüpfen die Raupen der 1. Generation nach einer Zeit von ca. 6 - 12 Tagen, die der 2. Generation nach nur 6 - 8 Tagen. Die Entwicklungsgeschwindigkeit ist stark temperaturabhängig. Im Raupenstadium finden 4 Häutungen statt. Die Tiere überwintern als Puppen am Rebstamm, seltener im Boden. L. botrana gilt als die wärmeliebendere Art der beiden Traubenwicklerarten.

Anders als beim Bekreuzten Traubenwickler verläuft der Flug vom Einbindigen Traubenwickler die ganze Nacht über. Gegenüber L. botrana schreibt man E. ambiguella eine höhere Toleranz gegenüber kühlen Temperaturen und höherer Luftfeuchtigkeit zu. Raupen von E. ambiguella schlüpfen nach ca. 6 - 15 Tagen und durchlaufen 4 Häutungsstadien. E. ambiguella überwintert wie L. botrana meist als Puppe an Rebstämmen.


Merkmale der Schädlinge
Die Motten des Einbindigen Traubenwicklers sind an den strohgelben Vorderflügeln mit einem dunklen Band zu erkennen, die Raupen haben eine schwarze Kopfkapsel. Die Motten des Bekreuzten Traubenwicklers haben marmorierte, braun-bläuliche Vorderflügel mit einem sichtbaren helleren Kreuz. Diese Art ist vor allem an der honiggelben Kopfkapsel der älteren Raupen zu erkennen und der Raupenkörper ist mit Borsten versehen.


Verbreitung
Beiden Arten ist gemein, dass ihr Verbreitungsgebiet weitaus größer ist als die Verbreitung des Weinbaus. Der Einbindige Traubenwickler kommt im Mittelmeergebiet, in Mitteleuropa, Südrussland, im Kaukasus bis Kasachstan und Usbekistan vor. Weiter östlich findet man den Einbindigen Traubenwickler auch in China und Japan. Auch in relativ kühlen und feuchten Regionen entwickelt sich dieser Schmetterling problemlos, während der Bekreuzte Traubenwickler wärmere und trockenere Regionen bevorzugt.


Bedeutung

Die durch die Traubenwickler verursachten Schäden betreffen zum einen Ertragsverluste durch direktes Fressen der Larven an den Blüten und Früchten der Rebe, zum anderen aber auch, und dies ist der wirtschaftlich bedeutendere Schaden, durch Schaffung von Eintrittspforten für Botrytis cinerea.


Bekämpfung
Eine vorbeugende Bekämpfung ist der Einsatz von Pheromonen (Konfusionsverfahren). In der Pheromonwolke können die Männchen die weiblichen Partner nicht finden und das unbegattete Weibchen legt schließlich nicht entwicklungsfähige Eier ab. Darüber hinaus können Bt-Präparate eingesetzt werden bzw. zugelassene Insektizide.

Die Anwendung der Paarungsstörung ist  praxisfreif, es bestehen jedoch nach wie vor ungelöste Probleme So kann es immer mal wieder zu Überschreitungen der Schadschwelle kommen. Als mögliche Gründe kommen eine zu hohe Populationsdichte, Witterungseffekte oder das Pheromonbukett in Betracht.


Anmerkungen
In klimatisch günstigen Jahren tritt auch noch eine 3. Generation auf. Dies geschieht bei L. botrana häufiger als bei E. ambiguella. Diese 3. Generation wird als „Süßwurm“ bezeichnet, da zu diesem Zeitpunkt die Trauben schon fast reif und somit süß sind. Die wirtschaftliche Bedeutung des Süßwurms ist für Deutschland relativ gering. Die bekannte Klimaerwärmung der letzten Jahrzehnte hat allerdings zu einem vermehrten Auftreten einer dritten Generation geführt.

In Deutschland gewinnt L. botrana erst in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung. L. botrana war bis Mitte/Ende der 80er-Jahre des letzten Jahrhunderts nur im äußersten Norden und Süden Badens als Weinbauschädling aufgetreten. Heute stellt diese Art bis auf wenige Ausnahmen den wichtigsten tierischen Schädling im Weinbau Badens dar. Bekannt ist, dass in Gemarkungen, in denen L. botrana als Schädling massiv auftritt, E. ambiguella verdrängt wird. 

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