Blauschimmel
Peronospora tabacani ADAM (EX. P. hycoscyami DE BARY)
Schadbild
Jungpflanzen zeigen lokale Aufwölbungen, Aufhellungen der Blätter und die Blattränder sind nach unten eingerollt. Auf der Blattunterseite ist ein weißlicher Pilzrasen zu erkennen. Die Blätter sterben dann rasch ab. Bei älteren Pflanzen sind große, gelbe bis braune, durch die Adern scharf begrenzte Flecken an der Blattoberseite zu erkennen. Auf der Blattunterseite entwickelt sich ein graublauer Pilzrasen. Die Krankheit beginnt an den unteren Blättern und setzt sich nach oben fort.
Biologie des Schaderregers
Der Erreger überwintert in wintermilden Regionen auf Tabakpflanzen, Wurzelsprossen oder Wildarten. Die Konidiosporen gelangen dann über große Entfernungen in kurzer Zeit im Frühjahr mittels Wind- und Insektenverbreitung aus Nordafrika in die Tabakanbaugebiete Mitteleuropas. Die Sporen bleiben wochenlang keimfähig.
Eine Infektion findet bei einer Luftfeuchte von > 80 % und moderaten Temperaturen (Tag/Nacht: 25 °C - 30 °C / 15 °C - 20 °C) statt. Die Konidiosporen dringen nach der Keimung direkt ins Gewebe ein. Die Hyphen wachsen interzellulär. Nach einer Inkubationszeit von 5 - 7 Tagen erscheinen die ersten Symptome als gelbliche Flecken auf der Blattoberseite.
Auf der Blattunterseite erscheint ein blaugrauer Pilzrasen hervorgerufen durch die Sporangienträger, die aus den Stomata herauswachsen. Die Ausbreitung der Krankheit wird durch feuchtwarme Witterung stark begünstigt.
Verbreitung
Der Blauschimmel kommt praktisch in allen Tabakanbaugebieten vor, Ausnahme sind Ostasien, China und der südlich des Äquators gelegene Teil Afrikas.
Bedeutung
Der Blauschimmel ist nach wie vor die wirtschaftlich bedeutendste Krankheit des Tabaks.
Bekämpfung
Um die gefürchteten Frühinfektionen durch Blauschimmelkrankheit zu vermeiden, sind folgende Hygienemaßnahmen bei der Anzucht dringend angeraten:
- Mit Blauschimmel infizierte Tabakblätter und Tabakreste mit deutlich erkennbarem Sporenbesatz sind vollständig zu vernichten.
- Anzuchtbeete von vorjährigem Substrat einschließlich der alten Wärmepackung säubern und vor der Tabakaussaat mit desinfizieren, leiches gilt für Umrandungen, Fenster, Schattierungsmaterialien, Kulturgefäße und Arbeitsgeräte.
- Zur Aussaat geprüftes Saatgut verwenden, welches über die Tabakbauverbände zu beziehen ist. Tabak dünn aussäen (1 g auf 8 qm), weil dichter Stand der Sämlinge zu einem krankheitsfördernden Bestandsklima führt.
- In der „Schwimmenden Tabakanzucht“ jedes Jahr neue Styroporplatten verwenden. Bei der „Anzucht in Trays“ ist die vollständige Entfernung der Erdreste mit Hilfe eines Hochdruckreinigers und eine Desinfektion erforderlich.
Der Befall aus dem Saatbeet ist für das spätere Auftreten der Krankheit im Freiland nachweislich die gefährlichste Infektionsquelle. Sämtliche Tabakpflanzen sind im Anzuchtbeet bei Auftreten der Krankheit zu behandeln. Vor dem Auspflanzen Setzlinge sorgfältig auf Blauschimmelbefall und andere Krankheiten kontrollieren. Befallene oder des Befalls verdächtige Pflanzen sind unverzüglich zu vernichten.
Die Bekämpfung im Freiland muss stets vorbeugend erfolgen. Alle Tabakbestände laufend auf Befall kontrollieren. Hinweise des Warndienstes beachten. Das Auftreten von Blauschimmel sofort dem Pflanzenschutzdienst anzeigen. Wegen verbreiteter Metalaxyl-Resistenz sollte auf den Einsatz Metalxyl-M-haltiger Mittel verzichtet werden. Einzelbetriebliche Genehmigungen nach § 18b Pflanzenschutzgesetz für weitere Fungizide können beantragt werden.
Anmerkungen
Das Auftreten und der Verdacht des Auftretens des Blauschimmels sind der zuständigen Behörde zu melde (Blauschimmelverordnung vom 13.4.1978, zuletzt geändert im Oktober 1999).
Blaugrauer Pilzrasen auf der Blattunterseite einer Tabakpflanze (Quelle: Clemson University, www.ipmimages.org)
Bei älteren Tabakpflanzen sind große, gelbe bis braune, durch die Adern scharf begrenzte Flecken an der Blattoberseite zu erkennen (Quelle: Clemson University, www.ipmimages.org)
Blauschimmel an Tabakpflanzen (Quelle: Paul Bertrand, The University of Georgia, wwwipmimages.com)
