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Bakterielle Schleimkrankheit | Kartoffelkrankheiten

Bakterielle Schleimkrankheit
Ralstonia solanacearum, Rs

Schadbild
Im Feldbestand ist die Schleimkrankheit der Kartoffel nicht eindeutig zu erkennen. Sie führt zu Welkeerscheinungen bei der Kartoffelpflanze, da die Bakterien die Gefäßsysteme der Pflanze verstopfen. Diese Welke ist zunächst vorübergehend und  besonders zur Mittagszeit zu sehen. Nach ein paar Tagen ist die Welke allerdings nicht mehr reversibel, so dass die Blätter vertrocknen. Die Gefäßbündelzone der Stängel und Stolonen zeigen im Querschnitt eine  braune Verfärbung und unter Druck tritt aus dieser eine bräunliche, schleimige oder fadenziehende Flüssigkeit (Exsudat) aus. Befallene Knollen können äußerlich blauschwarze, eingesunkene Flecken an den Augen und am Nabel aufweisen. Halbierte Knollen zeigen eine braunverschmierte  Gefäßbündelzone auf, aus der unter Druck Exsudat (Bakterienschleim) austritt. Bei fortschreitendem Befall geht die gesamte Kartoffelknolle in Fäulnis über.


Biologie des Schädlings
Der Erreger befällt vorwiegend über Wunden die Kartoffel. Die optimale Temperatur für diese Bakterien liegt bei 20 °C - 30 °C. Trotzdem werden auch kühle Temperaturen sehr gut vertragen. Der Erreger bildet mehrere Pathotypen. Von besonderer Bedeutung in Europa ist die Rasse 3, da sie an kühlere Klimate angepasst ist.


Übertragungswege:
- Verbreitung durch befallenes Pflanzgut
Infiziertes Pflanzgut ist die Hauptursache für die Verbreitung dieser Krankheit. Aus der kranken Mutterknolle gelangen die Bakterien in die
 Sprosse der Kartoffelstauden und über die Stolonen in die Tochterknollen

- Übertragung durch Kontakt
Das Risiko für die Kontaktübertragung des Krankheitserregers ist bei Pflanzung, Ernte, Transport, Lagerung und Aufbereitung von Kartoffeln sehr groß. Zu den risikoträchtigen Gerätschaften zählen Pflanzmaschine, Roder, Krautschläger, Transportbehälter und Lagereinrichtungen

- Durchwuchs und Boden als Infektionsquellen
Bei Verbleib von befallenen Knollen und Pflanzenresten auf der Anbaufläche können die Erreger längere Zeit überdauern

- Übertragung durch Wildkräuter
Wildkräuter aus der Familie der Nachtschattengewächse wie Schwarzer Nachtschatten (Solanum nigrum) und Bittersüßer Nachtschatten (Solanum dulcamara) können die Erreger in sich tragen und zu einer Infektionsquelle werden.


Merkmale des Schädlings
Ralstonia solanacearum ist ca. 1 - 1,5 x 0,5 Mikrometer groß. Es gehört zu den gram-negativen Bakterien. Das Bakterium ist begeißelt und kann sich dadurch aktiv bewegen.


Verbreitung
Ralstonia solanacearum wurde erstmals 1953 an Kartoffeln beschrieben. Die Schleimkrankheit ist in erste Linie in tropischen und subtropischen Ländern verbreitet. In Europa ist ein regional begrenztes Auftreten in den Niederlanden, Spanien und Großbritannien bekannt. Seit 1998 tritt der Erreger auch in Deutschland auf, allerdings sind bis jetzt nur vereinzelte Fälle im Kartoffelanbau aufgetreten.


Bedeutung
Auflaufschäden und Schäden an Kartoffelpflanzen verursachen Ernteverluste von bis 20 %. Weitere Ertragseinbußen resultieren aus Minderwuchs und reduziertem Knollenansatz. Der qualitative Schaden ist durch Verbräunungen der Gefäßbündel sowie Fäulnis der Knollen bedingt.


Bekämpfung
Die direkte Bekämpfung der Schleimkrankheit ist nicht möglich, nur vorbeugende Maßnahmen können Schädigungen und Ernteverluste in Grenzen halten. Da die Erreger über kontaminierte Maschinen, Geräte und Lagereinrichtungen auf gesundes Pflanzgut übertragen werden können, sind hygienische Maßnahmen (Desinfektion) unabdingbar. Des Weiteren ist die ausschließliche Verwendung von gesundem, anerkanntem Pflanzgut absolut notwendig für eine Bekämpfung der Schleimkrankheit. Dazu gehört, dass auch Partien mit unbestätigtem Befallsverdacht nicht mehr ausgepflanzt werden. 

Die bakterielle Schleimkrankheit ist Quarantänekrankheit eingestuft. Wird ein Befall festgestellt, müssen zur Tilgung des Befalls nach den Vorschriften
der Verordnung zur Bekämpfung der Bakteriellen Ringfäule und der Schleimkrankheit (PDF 95kb) strenge Hygienemaßnahmen amtlicherseits angeordnet werden.

Anmerkungen
Der Erreger der Schleimkrankheit kann längere Zeit im Wasser überdauern. Eine besondere Rolle kommt in diesem Zusammenhang dem an Ufern und in Fließgewässern wachsenden Bittersüßen Nachtschatten (Solanum dulcamara) zu. In dieser natürlichen Wirtspflanze kann sich Rs gut vermehren und wird dann über die Wurzeln in das Wasser abgegeben und weiterverbreitet. Durch die Entnahme von verseuchtem Oberflächenwasser zur Beregnung oder für Pflanzenschutzmaßnahmen gelangen die Erreger auf die Anbauflächen und können dort die Kartoffelknollen infizieren.


Bakterielle Schleimkrankheit: halbierte Knollen zeigen eine braunverschmierte  Gefäßbündelzone (c) Bayer CropScience

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